Cybermobbing Teil 3 – 10 do´s and dont´s wenn mein Kind online gemobbt wird + Tipps für Eltern von Mobbern

Cybermobbing Teil 3 – 10 do´s and dont´s wenn mein Kind online gemobbt wird + Tipps für Eltern von Mobbern

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Nach den ersten beiden Artikeln der Blog-Serie „Cybermobbing“ geht es im heutigen letzten Teil um die Frage wie ich mich als Elternteil verhalten sollte, wenn mein Kind Opfer von Cybermobbing ist und was ich auf keinen Fall tun sollte.

Und was ist eigentlich, wenn mein Kind der Täter ist und andere online mobbt. Wie du hier reagieren kannst, habe ich in 7 Punkten zusammengefasst.

Aber nun erstmal zurück zu folgender Frage:

Was tue ich, wenn mein Kind online gemobbt wird? Und was auf keinen Fall?

Starten wir mit den do´s

1. Darüber reden: Suche das Gespräch mit deinem Kind und lass dir so konkret und vollständig wie möglich erzählen, was genau geschehen ist.

2. Verständnis zeigen: Es ist wichtig, dass dein Kind merkt, dass du den Vorfall ernst nimmst und verstehst, was so beschämend oder schlimm für dein Kind ist.

3. Beweise sichern: Erstelle Screenshots bzw. speichere Nachrichten, Mails usw.- das ist wichtig um die Vorfälle ggf. dokumentieren und beweisen zu können.

4. Praktische Hilfe: Hilf deinem Kind, wie es verletzenden / beschämende Inhalte auf der jeweiligen Plattform melden und löschen (lassen) kann – natürlich nachdem ihr gemeinsam Screenshots erstellt habt. Blocke außerdem den Mobber um weitere Übergriffe zu verhindern.

5. Schule/Polizei informieren: Da Cybermobbing häufig im schulischen Umfeld auftritt, ist es wichtig, die Schule über die Mobbing-Angriffe zu informieren. Je nach Fall kann es außerdem ratsam sein, Anzeige bei der Polizei zu erstatten.

Und hier noch die dont´s:

6. Keine Schuldzuweisung: Das schlimmste, was einem Mobbing-Opfer passieren kann ist, dass ihm die Eltern das Gefühl vermitteln, es wäre selbst Schuld daran, dass es online gemobbt wird. Das solltest du auf keinen Fall tun!

7. Kein Handy-/Medienverbot: Deinem Kind das Handy abzunehmen oder Zugang zu Medien zu verwehren, würde es nur zusätzlich verunsichern. Dein Kind bekommt dann einfach nicht mehr mit, wenn es im Internet gemobbt wird, aber das Cybermobbing hört dadurch nicht auf.

8. Nicht zum Dreier-Gespräch zwingen: Wenn das Kind absolut nicht mit Lehrer und dir gemeinsam sprechen will, zwing es nicht dazu. Möglicherweise schämt es sich so sehr für das, was passiert ist, dass du erst alleine mit dem Lehrer bzw. Schulleiter sprechen solltest. Hinterher kann das Kind dann auch ein Vier-Augen-Gespräch führen oder einfach dazukommen.

9. Nicht zu früh wieder wegschauen: Wenn das Cybermobbing aufhört ist das erstmal erfreulich und du bist erleichtert. Behalte die Situation aber im Auge und bleibe im Gespräch mit deinem Kind. Es könnte auch nur eine Mobbing-Pause sein, bis sich die Situation beruhigt hat und dann beginnt das Cybermobbing erneut.

10. Kontakt zu den Eltern des Mobbers aufnehmen: Warum das keinen Sinn macht, belegt eine Studie der Ludwig-Maximilian-Universität, die sich mit Mobbingforschung beschäftigt, anhand von drei möglichen Szenarien, wie die Eltern des Täters reagieren könnten:

    • Sie nehmen ihr Kind in Schutz und unterstützen das Verhalten somit.
    • Sie bestrafen ihr Kind (ohne dass das Kind Einsicht zeigt).
    • Sie interessieren sich nicht dafür und machen dir und deinem Kind Vorwürfe.

In jedem Fall ist abzusehen, dass keines der Szenarien einen soliden Lösungsansatz bildet und das mobbende Kind zum Nach- und Umdenken anregt und das Cybermobbing so dauerhaft einstellt.

Das waren die 10 do´s and dont´s, an denen du dich orientieren kannst, wenn dein Kind Opfer von Cybermobbing ist. Aber was, wenn dein Kind nicht gemobbt wird, sondern selbst der Täter ist?

 

Was kann ich tun, wenn mein Kind andere online mobbt?

  1. Beruhige dich selbst und vermeide Kurzschlussreaktionen und kopflose Bestrafungsmaßnahmen.
  2. Rede ohne Vorwürfe mit deinem Kind und hinterfrage die Gründe für sein Verhalten. Tipp: Besser als „warum machst du das?“ sind konkrete Fragen wie „wann hat es angefangen?“, „Was genau ärgert oder stört dich an dem anderen Kind?“ etc.
  3. Hilf deinem Kind dabei, das Geschehene aus der Perspektive des Opfers zu sehen. Frag dein Kind, wie es sich in der Rolle des anderen fühlen würde.
  4. Fordere dein Kind auf, sofort mit dem Cybermobbing aufzuhören und mache ihm klar, dass du keine weiteren Übergriffe mehr duldest.
  5. Zeige deinem Kind auf, welche Folgen sein Verhalten haben kann – für Opfer und Täter (mögliche Konsequenzen bis hin zur Anzeige)
  6. Überlege gemeinsam mit deinem Kind, was eine angemessene Wiedergutmachung sein könnte und unterstütze es wenn nötig dabei. Das ist ein schwerer Schritt, der viel Mut kostet – lass dein Kind wissen, dass du ihm dabei zur Seite stehst!
  7. Nimm selbst Kontakt zu den Eltern des Opfers auf. Das zeigt zusätzlich, dass du den Vorfall ernst nimmst und dich kümmerst.

Wichtig ist bei all den Punkten, deinem Kind weiterhin positive Aufmerksamkeit zu schenken. Cybermobbing kann viele Ursachen und Gründe haben – auch auf der Täterseite. Häufig werden Kinder, die selbst schon einmal online gemobbt wurden später zu Tätern. Andere werden von Mitschülern oder Freunden unter Druck gesetzt. Das Kind jetzt einfach wahllos zu bestrafen wäre hier erst recht unangebracht und könnte schlimme Folgen für die persönliche Entwicklung deines Kindes haben. Daher besser: in Ruhe reden und die genannten Punkte beherzigen.

Zu guter Letzt habe ich nachfolgend noch kurz die rechtliche Situation beleuchtet.

 

Rechtscheck:

Es gibt zwar in Deutschland kein spezielles Gesetz gegen Cybermobbing, aber die einzelnen Tatbestände des Cybermobbings (Beleidigung, Verleumdung, Bedrohung usw.) sind Straftaten und werden dementsprechend geahndet. Kinder unter 14 Jahren sind nicht strafmündig – daher haften hier die Eltern für ihre Kinder. Bei Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren greift das Jugendstrafrecht, was bei Cybermobbing vor allem sozialpräventive (erzieherische) Maßnahmen vorsieht.