Cybermobbing Teil 2 – Rollen beim Cybermobbing, Anzeichen für Cybermobbing und Tipps zur Vermeidung

Cybermobbing Teil 2 – Rollen beim Cybermobbing, Anzeichen für Cybermobbing und Tipps zur Vermeidung

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Im ersten Teil der Blog-Serie habe ich die grundsätzliche Fragen zur Bedeutung und Entstehung von Cybermobbing beantwortet.

Heute soll es um die verschiedenen Rollen beim Cybermobbing gehen. Außerdem greife ich die Frage auf, wie ich als Elternteil erkennen kann, wenn mein Kind unter Cybermobbing leidet und wie sich Cybermobbing vorbeugen lässt. Zuerst schauen wir uns aber an, in welche Gruppen sich die Beteiligten von Cybermobbing einteilen lassen:

 

Welche Rollen gibt es beim Cybermobbing?

  • Bullys (oder Täter/Ausführende) sind diejenigen, die aktives Mobbing betreiben.
  • Opfer (oder Betroffene /Geschädigte) sind die von Mobbing betroffenen Personen.
  • Unterstützer (oder Verstärker /Assistenten) unterstützen aktiv die Täter(-gruppe).
  • Verteidiger unterstützen das Opfer.
  • Bystander (oder unbeteiligte Zuschauer) grenzen sich ab und reagieren gar nicht. Auch wenn sie das oft nicht gut finden, tun sie meistens nichts oder wenig um das Cybermobbing zu stoppen. Einige von ihnen „erdulden“ die Attacken auch einfach deshalb, weil sie Angst haben.

Bystander erscheinen zwar auf den ersten Blick als nicht wirklich relevant, weil sie unbeteiligte Zuschauer sind. Auf den zweiten Blick allerdings lässt sich erkennen, dass sie durch diese Position eine bzw. DIE zentrale Rolle beim Cybermobbing spielen. Von ihrer Reaktion hängt im Wesentlichen ab, ob das Cybermobbing sich gravierend verschlimmert oder sich die Angriffe sogar einstellen.

Das führt uns zur Frage:

Wie könnte ein Bystander sich verhalten?

  • Wegschauen und ignorieren: das ist eine der häufigsten Verhaltensweise von Bystandern. Meist trauen sich diese Kinder nicht, etwas zu sagen oder zu tun, weil sie Angst haben, selbst zum Opfer zu werden.
  • Zum Opfer Kontakt aufnehmen: Durch dieses Verhalten vermittelt das Kind dem Opfer Mitgefühl. Das gemobbte Kind fühlt sich nicht mehr ganz alleine.
  • Online reagieren: Dies kann bedeutet, dass ein Kind Kommentare oder Bilder auf einer Plattform meldet (für den Täter anonym – ihm wird nicht mitgeteilt, wer den Inhalt gemeldet hat). Außerdem kann ein Kind beispielsweise im Klassenchat Stellung beziehen und sich kritisch gegenüber beleidigenden Inhalten äußern.
  • Täter persönlich ansprechen: Vor allem bei Schulklassen oder im Verein entsteht häufig eine Gruppendynamik. Den Bully  ohne die Unterstützer persönlich auf sein Fehlverhalten anzusprechen, kann vor allem zu Beginn des Cybermobbings zum Nachdenken anregen. Schließen sich mehrere Bystander dazu zusammen wird dies umso wahrscheinlicher, weil dem Täter die Anerkennung fehlt.
  • Freunde ansprechen und darauf aufmerksam machen: Vielleicht haben andere Bystander die gleichen Gedanken und finden es nicht gut, was passiert. Alleine trauen sie sich nicht, zu reagieren, aber gemeinsam sinkt die Hemmschwelle.
  • Gespräch mit Lehrer bzw. den Eltern: Eine erwachsene Vertrauensperson einzubinden ist immer dann eine sehr sinnvolle Lösung, wenn sich die Kinder überfordert fühlen und sich die Situation nicht durch eine der o.g. Punkte entspannen lässt.

Du als Elternteil fragst dich nun sicher wie du erkennen kannst, dass dein Kind unter Cybermobbing leidet. Nachfolgend habe ich 10 MÖGLICHE Hinweise zusammengestellt, die darauf hindeuten KÖNNEN, dass dein Kind unter Cybermobbing leidet.

 

10 mögliche Hinweise, dass mein Kind Cybermobbing erlebt

  • Kind zieht sich zurück, meidet soziale Kontakte
  • Kind wird verschlossen, zurückhaltend, ängstlich
  • Kind leidet unter Konzentrationsstörungen
  • Kind hat wenig Lust auf Internet, nutzt Handy, PC, Tablet seltener
  • Kind schaltet PC aus, versteckt Handy wenn Eltern oder Freunde kommen
  • Selbstvertrauen des Kindes sinkt ab
  • Kind ist oft lustlos, antriebslos, wirkt depressiv, hat ggf. auch auf sein Hobby keine Lust mehr
  • Physische Begleiterscheinungen könnten sein: Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Schlaflosigkeit oder gestörtes Essverhalten
  • Kind verletzt sich selbst (Ritzen o.ä.)
  • Plötzliche Veränderung der Optik des Kindes

Wichtig ist hierbei, dass all das Indizien für Cybermobbing sein KÖNNEN, aber nicht MÜSSEN. Daher solltest du sie aufmerksam beobachten und hinterfragen.

 

Wie kann ich Cybermobbing vorbeugen?

Die beste Möglichkeit, dein Kind vor Cybermobbing zu schützen ist es, dem Ganzen vorzubeugen. Da Cybermobbing sehr individuell auftreten kann, gibt es keine Garantie, wie sich Cybermobbing sicher verhindern lässt.

Die Uni Duisburg-Essen und die Landesanstalt für Medien NRW hat unter Einfluss verschiedener Internetnutzungskompetenzen die Beteiligung an Cybermobbing untersucht und festgestellt, dass vor allem folgende 3 Kompetenzfelder ausschlaggebend sind, um Cybermobbing zu vermeiden:

  • Reflektive Kompetenz (eigene und andere Inhalte kritisch analysieren)
  • Interaktive Kompetenz (angemessene und gewissenhafte Interaktion und Kommunikation im Internet)
  • Regulierende Kompetenz (eigenständiges Regulieren des Internetkonsums)

Zusammenfassend heißt das: Je sicherer dein Kind sich im Internet bewegt und weiß, was, wie und mit wem es etwas (mit-)teilt, desto weniger läuft es Gefahr, Opfer von Cybermobbing-Angriffen zu werden.

Wichtig ist außerdem, dass dein Kind Vertrauen zu dir hat und weiß, dass es sich auch mit unangenehmen Themen an dich wenden kann. Das fällt ihm dann leichter, wenn es nicht befürchten muss, dass es Sprüche wie „siehst du, das kommt davon, wenn du so viel im Internet unterwegs bist“ oder gar Handy- oder Medienverbot erwarten.

Eine gewisse Medienkompetenz der Eltern ist hier auch wesentlich entscheidend für ein betroffenes Kind, um sich den Eltern anzuvertrauen, wenn es von Cybermobbing betroffen ist. Sonst kann schon der Versuch, zu erklären, was genau passiert ist, zum Problem werden. Geschweige denn, dass Eltern dann absehen können, was mögliche Folgen und Auswirkungen sind.

Tipp:

Zeige Interesse für die Lebenswelt deines Kindes und vermeide, dass alles, was dein Kind im Internet tut, zum Tabuthema am Esstisch wird. Sich die Lieblings-Internetplattform des Kindes zeigen und ggf. erklären zu lassen, hilft dir zu verstehen, was dein Kind daran so fasziniert und gibt dir gleichzeitig Einblick, wie dein Kind Medien nutzt.