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Du magst dich jetzt vielleicht fragen, was das Elternsein mit Navigationssystemen zu tun hat?
Ich persönlich finde, dass es eine sehr schöne Metapher ist.
Betrachten wir uns mal ein Navigationsgerät und seine Funktionen:
Zuerst schaltet man es an. Dann hilft es einem dabei, sich einen Überblick zu verschaffen, wo man sich gerade befindet (falls der Fahrer das nicht schon weiß). Als nächstes muss sich der Fahrer überlegen, wohin er fahren möchte und das Ziel eingeben. Das Navi ermittelt daraufhin die Route, die ihn am schnellsten und ohne Störungen an sein Ziel bringen wird – optional gibt es auch die Möglichkeit, ein oder mehrere Zwischenziele einzugeben.
Immer die beste Route im Blick
Sobald die Navigation gestartet ist, folgen – durch eine nette Stimme – klare Anweisungen, die der Fahrer befolgen sollte, um das eingegebene Ziel zu erreichen.
Dabei berücksichtigt es auch aktuelle Zwischenfälle, Sperrungen usw., die sich kurzfristig während der Fahrt ergeben, warnt davor und versucht gegebenenfalls, eine alternative Route vorzuschlagen. Der Fahrer tut also gut darin, sich an die Ansagen des Navigationssystems zu halten.
Was passiert allerdings, wenn er dies nicht tut?
Dann bringt das Navi die Meldung „die Route wird neu berechnet“ und beginnt von Neuem mit der Routenführung – ausgehend vom aktuellen Standort…ganz ohne Vorwürfe und Beschuldigungen. Dies passiert immer wieder, wenn von der geplanten Route abgewichen wird. Die Routenführung wird nicht etwa einfach beendet, sondern – schier unermüdlich – immer wieder neu angepasst.
Nehmen wir an, der Fahrer kennt eine Strecke schon und beschließt daher, ohne Navigationssystemt zu fahren. Was passiert, wenn er sich plötzlich unsicher wird oder in einen Stau gerät und doch auf die Hilfe der Routenführung zurückgreifen möchte? Richtig – sie steht ihm so lange zur Verfügung, wie er sie benötigt, um wieder selbst den Weg zum Ziel zu finden.
„Sie haben Ihr Ziel erreicht.“
Natürlich kommt es auch vor, dass der Fahrer eine falsche Zieladresse eingibt. Dort angekommen, wird die nette Stimme des Navigationssystems darauf hinweisen, dass das Ziel erreicht sei…was sich als falsch herausstellt. Dann empfiehlt es sich aber dennoch, das Navi weiter zu verwenden, die Zieleingabe allerdings noch einmal zu überprüfen, zu korrigieren und dann erneut zu starten.
„Ich kenn´ dich doch…“
Eine weitere schlaue und hilfreiche Funktion am Navigationssystem ist, dass man häufig verwendete Ziele einspeichern kann bzw. das Navi diese oft angesteuerten Ziele automatisch vorschlägt. Das kann sehr bequem sein, z. B. wenn man die Route zum Lieblings-Lokal oder zum Sportverein des Kindes Woche für Woche fährt. Ändert sich allerdings der Geschmack und der Inder wird statt des Italieners zum bevorzugten Restaurant oder das Kind wechselt zu einem anderen Verein, so muss das Navi erst wieder umprogrammiert werden bzw. dauert es eine Weile, bis es verstanden hat, dass diese neue Route nun zu den „Favoriten“ gehört.
…und wir Eltern?
Wie lässt sich das Ganze nun auf das Elternsein übertragen? Nun – ich denke, wir können hier einige gute Ansätze mitnehmen:
Genauso wie ein Navi kennen wir Eltern (meistens) den Weg, der an ein bestimmtes Ziel führt. Wir wissen häufig – aufgrund unseres Alters und der damit verbundenen Lebenserfahrung – wie sich Sackgassen oder Störungen auf der Strecke vermeiden lassen. Und somit auch, wie unsere Kinder mögliche Hindernisse am besten umfahren.
„Ich kann das alleine!“
Allerdings wird es Momente geben, wo dieses Wissen vom Kind nicht in Anspruch genommen wird oder auch ganz bewusst eine andere Richtung eingeschlagen wird. Oft fühlt sich das nicht gut an und wir hadern dann mit uns oder neigen dazu, beleidigt zu sein, wenn unser Ratschlag dann später doch wieder benötigt wird.
Kleine Fragen – große Erkenntnis…?!
Wenn wir uns darauf einlassen, könnten wir uns nun folgende Fragen stellen:
- Wie gehe ich damit um, wenn mein Kind meinen Rat nicht befolgt und einen anderen Weg einschlägt?
- Was macht es mit mir, wenn es meine Hilfe nicht in Anspruch nehmen möchte?
- Und wie reagiere ich, wenn es dann bemerkt, dass meine Hilfe doch nötig ist, um ans Ziel zu kommen?
- Kenne ich das (End-)ziel meines Kindes tatsächlich oder verwechsle ich es mit meinem eigenen Ziel?
- Bin ich festgefahren im Bezug auf Dinge, die bisher immer so waren oder auch offen für Veränderungen, die das Älterwerden mit sich bringen?
- Kann ich mein Kind ohne Vorwürfe unterstützen, wenn es merkt, dass das angesteuerte Ziel falsch war und es die Richtung ändern will?
„Achten Sie auf Ihre Geschwindigkeit“
Nun wollen wir uns noch einmal kurz den Warnhinweisen widmen:
Viele Navigationssysteme weisen einen darauf hin, sobald man die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschreitet…und das zum Teil sehr penetrant. Natürlich wissen wir alle, dass diese Hinweise grundsätzlich sehr hilfreich sind und uns vor Strafen bzw. sogar Unfällen bewahren können, aber wenn sie schon bei der kleinsten Überschreitung kommen, nervt uns das schnell. Das hat zur Folge, dass der Fahrer sie ignoriert oder diese Funktion sogar deaktiviert.
Übertragen lässt sich für uns Eltern daraus mitnehmen: Auch wenn unsere Warnungen, Ratschläge und Zurechtweisungen durchaus berechtigt sind, lohnt es sich, sie gezielt einzusetzen, damit sie nicht einfach ignoriert werden oder sich das Kind bewusst dem Einfluss versucht zu entziehen.
Zusammenfassend möchte ich hier noch betonen, dass wir als Eltern natürlich eine Verantwortung tragen und einen Erziehungsauftrag haben. Dessen sollten wir uns natürlich immer bewusst sein und manchmal bzw. in bestimmten Situationen oder Themen helfen nur klare Regeln und Verbote.
Der Sicherheitsgurt für die Kinder…
Allerdings gibt es darüber hinaus doch eine Vielzahl an Beispielen, wie wir Eltern unsere Kinder – gerade im Hinblick auf Medienkompetenz – begleiten und unterstützen können. Dann geben wir, ähnlich wie ein Navigationsgerät, ganz viel Sicherheit weil die Kinder gerne auf uns zurückgreifen, wenn sie merken, dass ein bisschen Unterstützung sehr hilfreich wäre.